Waldbegang im Oberallgäu + Diskussion über das Bundeswaldgesetz

Foto 1: Gelöste Stimmung beim Waldbegang mit Niklas Wagener (blaues Hemd, mitte) Foto: Klaus Hanus

Gewitterstimmung lag in der Luft, beim Waldbegang des Bundestagsabgeordneten Niklas Wagener (GRÜNE) mit Allgäuer Vertreterinnen und Vertretern von Waldbesitzern und Naturschutz, Anfang August. Spannung erzeugten aber weniger die dunklen Wolken als vielmehr das Thema der Zusammenkunft: es ging um die Novellierung des Bundeswaldgesetzes. Eine im Herbst vergangenen Jahres durchgestoßene Novelle hatte bundesweit großen Unmut bei den forstlichen Verbänden hervorgerufen.

Eingeladen zum Waldbegang mit dem Bundestagsabgeordneten Niklas Wagener (Bündnis ´90/DIE GRÜNEN) hatte die Oberallgäuer Kreistagsfraktion der GRÜNEN um die Fraktionsvorsitzende Christina Mader. Anlass war die kontroverse Diskussion um das geplante neue Bundeswaldgesetz. Denn in einem durchgestoßenen ersten Entwurf waren Regelungen enthalten, die aus Sicht des Grundeigentums nicht haltbar waren: Die Gesetzesnovelle sei überreguliert, die Vorgaben seien praxisfern und zeugten von Misstrauen gegenüber dem Waldbesitz.

Am Ende des politischen Austausches hatten sich die Gewitterwolken verzogen, es zeigte sich sogar die Sonne. Niklas Wagener erläuterte das jetzt geplante Gesetzesvorhaben. Das inzwischen fast 50 Jahre alte Gesetz werde an die aktuellen Herausforderungen angepasst. War damals, 1975, die Holznutzung vordergründig im Fokus, würden nun die Ziele erweitert auf weitere Ökosystemleistungen: Neben der nach wie vor wichtigen Lieferung des klimafreundlichen Rohstoffes Holz würden nun die Schutzleistungen des Waldes, Erholungsleistungen und Naturschutz stärker betont. Man verzichte jedoch weitgehend auf detaillierte Regulierungen und schaffe so ein Gesetz, das das Grundeigentum motiviere zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, die die Gemeinwohlleistungen des Waldes im Blick habe.

Der Allgäuholz Markenverband (AHM) als Vertreter der forstlichen Organisationen im Allgäu zeigte sich positiv überrascht über die Äußerungen des für die Neufassung des Gesetzes verantwortlichen Bundestagsabgeordneten. Nun müsse sich der als kompetent wahrgenommene Abgeordnete Wagener an seinen Worten messen lassen. Andreas Täger, Geschäftsführer sowohl der WBV Westallgäu wie auch des AHM wünschte sich unter großer Zustimmung aller Anwesenden sogar eine weitergehende Zielsetzung, die im ursprünglichen Entwurf nicht enthalten war: Angepasste Wildbestände seien die Grundvoraussetzung für den notwendigen Waldumbau.

Zuvor zeigte Kreisrat und Förster Andreas Fisel anhand eindrucksvoller Waldbilder im Bergwald bei Blaichach, wie aus Sicht der örtlichen Grünen der Waldumbau gelinge. Dazu müssten die Wälder durchforstet werden und in die Lücken mit Weißtannen und Buchen klimatolerante Baumarten für die nächste Waldgeneration gepflanzt werden. Andreas Fisel nennt solche Wälder “enkeltauglich“: „Sie erfüllen mit der nachhaltigen Lieferung von Holz einerseits die Nachfrage nach einem klimafreundlichen Baustoff, andererseits sind sie ein Hort der Artenvielfalt und speichern durch den Holzzuwachs gleichzeitig große Mengen an Kohlendioxid“. Die größte Herausforderung, da waren sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig, ist es allerdings die große Zahl von Waldbesitzenden zu aktivem Handeln zu bewegen. Eine Lösung, so Simon Östreicher, Bereichsleiter der Forstverwaltung, sei das Stichwort Beteiligung: Mit der Bergwaldoffensive lege man den Fokus auf bestimmte Waldbereiche und beziehe vom Grundeigentum über die Jagd bis zum Naturschutz alle Beteiligte ein. Kein Weg allerdings führe an einem intensiven Beratungsangebot vorbei.

Blaichachs Bürgermeister Christof Endreß pflichtete dem bei und verwies darauf, dass die so wichtigen Vorgänge im Wald zwingend im Schulunterricht vermittelt werden müssten. Auch hier sei in Blaichach durch die „Naturparkschulen“ und regelmäßigen Waldführungen mit dem Förster und der Rangerin des Naturparkes Nagelfluhkette Vorbildliches geschaffen worden.

„Bildung, Beratung und Beteiligung“, meinte denn auch abschließend Thomas Gehring, neu gewählter Kreisvorsitzender der GRÜNEN Oberallgäu: „Wenn es uns gelingt, diese Begriffe für die Allgäuer Wälder umzusetzen, braucht uns vor der Zukunft unseres Waldes nicht bange werden!“

Quelle: Grüner Kreisverband Oberallgäu / Website

Foto 1: Gelöste Stimmung beim Waldbegang mit Niklas Wagener (blaues Hemd, mitte)
Foto: Klaus Hanus