CSU-Großmannssucht: Die Zweite Stammstrecke in München

Markus Büchler sieht eine Bedrohung für die unterfränkischen Mobilitätsprojekte aufgrund des Milliardengrabs Zweite Stammstrecke.

Das größte Verkehrsprojekt Bayerns, die zweite Stammstrecke in München, erwartet eine Kostensteigerung um 80 Prozent auf 7,2 Mrd Euro. Damit stellt es die bisherigen Großprojekte der letzten Jahre, Berliner Flughafen und Stuttgart21, finanziell in den Schatten. Wie kam es zu dieser Kostenexplosion in München? Was sind die Folgen für die Beteiligten? Was bedeutet das für andere Verkehrsprojekte, beispielsweise in Unterfranken? 

Ein Glücksfall für den Bezirk Unterfranken, dass Dr. Markus Büchler als waschechter Münchner und Sprecher für Mobilität der GRÜNEN Landtagsfraktion einen Abend Zeit fand, sich den Fragen der unterfränkischen GRÜNEN zu stellen.

„Für das Projekt der zweiten Stammstrecke soll der Münchner Hauptbahnhof komplett abgerissen und neugebaut werden, ebenso wird es 40 bis 45 Meter in die Tiefe gehen, um dort dieses S-Bahn-Netz zu realisieren“, führte Dr. Markus Büchler aus. Er erinnerte an den bereits zu Beginn der Pläne vorhandendenen Widerstand der Verkehrsplaner, was von der CSU nicht berücksichtigt wurde. In diesem Zusammenhang sprach er „von der Lieblingssucht der CSU – der Männersucht nach Großprojekten“. So soll sich aller Verkehr auf das Zentrum in München zubewegen. Dabei wird heutzutage, wie er ausführte, tangential gereist und daran schließt sich auch die GRÜNE Forderung an, die Netze zu stärken. 

Die GRÜNEN Bayern, und dies betonte Dr. Markus Büchler, sind für eine zweite Stammstrecke. Aber nur im Modell ohne kostenintensiven Tunnel, der wenig Effizienz bringe. Der Fokus muss vom Zentrum weggelenkt werden, der Ausbau der stark unter Stress stehenden Außenäste, z.B. nach Augsburg oder Landshut, muss dringendes Gebot sein. Ebenso die Stärkung des Süd- wie Nordrings Münchens. 

Dr. Markus Büchler nahm die GRÜNEN Unterfrankens tief mit in das komplexe Bahnsystem Münchens, um damit aufzuzeigen, dass der Blick der bayerischen CSU nicht über den Münchner Untergrund hinausgeht: Das bayerische Verkehrsministerium zweigt Geld ab für die zweite Stammstrecke, bislang ist fast 1 Mrd. Euro für die Stammstrecke verbraucht worden, die anderswo fehlen. Insgesamt muss Bayern 3,7 Mrd. Euro aufbringen. „Die Mainschleifenbahn, der S-Bahn-Stern Würzburg, die Elektrifizierung der Westfrankenbahn, die Steigerwaldbahn und die Reaktivierung der Wernbahn, in Unterfranken gibt es genügend Möglichkeiten, den öffentlichen Nahverkehr zukunftsfähig zu machen“, kommentierte Volker Goll, Bezirksvorsitzender Unterfranken, die nordbayerische Sicht. In der Realität werden weiter Dieselzüge bestellt, da diese kurzfristig sparsamer sind als Batterie- und Wasserstofffahrzeuge, so Dr. Markus Büchler. Die Einsetzung des Untersuchungsausschusses, das Kostenchaos bei der Zweiten Stammstrecke zu entwirren, ist der richtige Schritt – so die einhellige Meinung der Teilnehmer.

An diesem Abend wurde überdeutlich, dass das Versickern der Milliarden im Münchner Untergrund viele zukunftsorientierte Verkehrsprojekte in Unterfranken bedroht.