Keine Atommülltransporte mehr aus Würgassen nach Schweinfurt

„Das zeitliche Ende des Hochrisiko-Zwischenlagers in Grafenrheinfeld rückt für uns und viele weitere Generationen in unerreichbare Ferne“. So kommentiert der Schweinfurter Landtagsabgeordnete Paul Knoblach (Bündnis 90/Die Grünen) die für ihn nachvollziehbare Entscheidung des Bundesumweltministeriums, das auf dem Gelände des 1994 stillgelegten AKW Würgassen geplante Bereitstellungslager für mittel- und schwachradioaktiven Atommüll aus der ganzen Republik nicht zu bauen.

Knoblach fordert als Konsequenz allerdings, auf keinen Fall weiteren Atommüll aus dem 230 Kilometer entfernten Würgassen nach Grafenrheinfeld zu transportieren. Angeblich liegen noch rund 4.000 Tonnen im alten KKW Würgassen, welche in den nächsten sieben Jahren zum Abtransport vorbereitet und abgefahren werden sollen. „Wir sind mit den hochgefährlichen Hinterlassenschaften des eigenen Atomkraftwerks schon genug belastet“, merkt Knoblach dazu einmal mehr an.

Nach den Plänen der bundeseigenen Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) sollte im Neubau in Würgassen ab 2027 Atommüll aus ganz Deutschland angefahren, dort sortiert und zum „Schacht Konrad“ bei Salzgitter weitertransportiert werden. Da in Würgassen aber angeblich keine Zwischenlagerkapazitäten verfügbar waren, wurden trotz der zahlreichen Proteste aus Schweinfurt mittlerweile mehrere Lkw-Ladungen schwach- und mittelradioaktiven Atommülls ins Zwischenlager nach Grafenrheinfeld transportiert Dieser soll innerhalb von zehn Jahren wieder abgeholt werden.

Knoblach glaubte nie daran und sieht vor allem wegen der nach wie vor ungelösten Endlagersuche seine „mantrahaft vorgetragene Befürchtung jetzt ganz klar bewahrheitet, dass in Grafenrheinfeld zwischengelagerter Atommüll entgegen aller anderslautenden Beschwörungen auf unbestimmte Zeit verbleiben wird“. Zwar sind die aus Würgassen angelieferten Abfälle für Schacht Konrad vorgesehen, jedoch hat der bisher einzige genehmigte Endlager-Standort gar nicht die Kapazitäten, allen anfallenden schwach- und mittelradioaktiven Müll aufzunehmen. Zudem verzögert sich die für 2031 geplante Festlegung auf einen weiteren Endlager-Standort erheblich. „Was fehlt ist ein schlüssiges Konzept für die notwendige Zwischenlagerung, welches die vielerorts festzustellende Praktik ersetzt, Atommüll von einem Standort zum nächsten zu verschieben“, sagt der grüne Abgeordnete.

Knoblach teilt gleichwohl die Freude der Bürgerinitiative um den in Schweinfurt bekannten Atomkraftgegner Dirk Wilhelm, weil die Mängel am Vorhaben erkannt wurden und die Menschen im Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen jetzt nicht die befürchtete Atommüll-Drehscheibe für ganz Deutschland werden. „Auch die Abfälle in Grafenrheinfeld strahlen über mehrere tausend Jahre. Sie lagern in Gebäuden, die dafür nicht konzipiert und gebaut wurden und nur bis 2046 genehmigt sind“, so Knoblach. Die Risiken durch die Einlagerung vor Ort bis mutmaßlich ins Jahr 2100 nennt er „einfach viel zu hoch“. Die aktuelle Forderung auf Rückkehr zur Atomkraft bezeichnet Knoblach angesichts der immensen Kosten, Gefahren und Hilflosigkeit allein bei der Suche nach einem Endlager als eine politische Irrfahrt.