Nachbericht zur Endometriose und geschlechtergerechten Medizin von MdL Kerstin Celina

Die Grünen Unterfranken luden mit MdL Kerstin Celina am 15. Mai zur Veranstaltung über Endometriose und geschlechtergerechte Medizin ein. Kerstin Celina ist als sozialpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion und Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und Pflege am Thema geschlechtergerechte Medizin sehr interessiert.

Fachliche Expertin war Dr. Anastasia Altides von der Uniklinik Würzburg. Sie ist Oberärztin sowie Lehrbeauftragte für das Gebiet und leitet das zertifizierte Endometriosezentrum und sprach über das Krankheitsbild und warum es oft schwierig ist, es bei Frauen zu entdecken. Immerhin erkranken knapp 10 % aller Frauen an Endometriose im Laufe ihres Lebens und vom Erscheinen erster Symptome bis zur Diagnose können noch immer 10 Jahre vergehen. MdL Kerstin Celina leitete die Veranstaltung ein mit ihrer Idee zur Veranstaltung – in München hatte eine ähnliche Präsenzveranstaltung stattgefunden mit großer Beteiligung. Die Unterschiede bei der medizinischen Versorgung von Männern und Frauen sei ein Thema, das noch nicht in der Breite der Bevölkerung angekommen. Krankheiten beträfen Frauen und Männer, aber nicht immer in gleicher Weise – mal sind Frauen mehr betroffen, mal Männer oder die Symptome unterscheiden sich (Beispiel Herzinfarkt). Es gibt auch unterschiedliche hohe Risiken für Frauen und Männern, an bestimmten Erkrankungen zu erkranken (Osteoporose, Brustkrebs – höheres Risiko für Frauen, Diabetes – höheres Risiko für Männer). Beim „anderen“ Geschlecht besteht die Gefahr, dass Krankheiten unerkannt bleiben, geschlechterspezifische Symptome falsch gedeutet werden. Medikamente wirken eventuell unterschiedlich, abhängig von Geschlecht, vom Gewicht oder weiteren Erkrankungen. Die Forschung beziehe sich aber möglichst auf einen bestimmten Patiententyp, um vergleichbare Ergebnisse zu bekommen wie z. B. den 70 kg-Mann. Medikamentenforschung an Frauen sei schwierig wegen möglichen Schwangerschaften oder Hormonschwankungen. Die Folge dessen: Krankheiten wie Endometriose sind lange nicht im Fokus gewesen: Als frauenspezifische Krankheit wurde sie lange nicht ernst genommen. Faktisch bedeutet eine Krankheit wie Endometriose zu haben, unter Umständen Nachteile (Nachprüfungen, häufige Fehltage, Nimbus von „diese Frau ist laufend krank“). Die Unwissenheit über Krankheit bei Betroffenen und Nichtbetroffenen führt dazu, dass es zu dauerhaften, krankheitsbedingten und letztlich geschlechtsspezifischen Nachteilen kommen kann. Deshalb fordert MdL Kerstin Celina: mehr Wissen und mehr Forschung in dem Bereich. Die Petition „EndEndosilience“ war enorm erfolgreich. Politisch seid das Thema angekommen, und es gibt Forschungsgelder über die Ampelregierung. Dazu gab es kürzlich eine Anhörung im Bundestag.

Dr. Altides bestätigte, dass es in der geschlechtergerechten Medizin insbesondere bei der Diagnose der Endometriose noch Potenzial gäbe. Allerdings sei die Lehre viel moderner und die Erfahrungen zum Krankheitsbild umfassender als je zuvor, so Dr. Altides.

Dr. Anastasia Altides präsentierte Zahlen und Fakten sowie ihre beruflichen Erfahrungen mit dem Thema Endometriose.

Als Betroffene sprach Anna Eliseeva, eine junge Frau, die an Endometriose leidet und lebenslange Einschränkungen dadurch haben wird. Sie beklagte, dass Frauenärzt*innen die Krankheit bei ihr nicht selbstständig diagnostizieren konnten und sie selbst aufgrund Internetrecherchen auf Endometriose gestoßen ist.

Folgende Forderungen haben die Beteiligten aufgenommen:

  • Verdoppelung der Sprechstundenzeit (aktuell 3 ganze Tage im Monat)
  • Ein Teil der Versorgung müsse bei den niedergelassenen Kolleg*innen bleiben und nur komplizierte Fälle sollten an die Uniklinik weitergeleitet werden
  • Implementierung einer nationalen Endometriose-Strategie und damit ein größeres Netz an spezialisierten Zentren und Breite der Öffentlichkeit
  • Die Behandlung von Endometriose ist in der Anschlussheilbehandlung möglich, aber es gibt zu Endometriose keine spezialisierten Zentren
  • Hormonpräparate die momentan als Verhütungsmedikamente deklariert sind, sollten auch für Endometriose verfügbar sein. Das erleichtere die Finanzierung für die Betroffenen.
  • Leistungen zur Endometriose-Diagnose oder -Behandlung können Frauenärzte nicht abrechnen auch deshalb werden viele Patientinnen ins Endometriosezentrum geschickt. Hier ist die Forderung, die Abrechnung zu verbessern.
  • Bessere Lehre: Fr. Dr. Altides bestätigt dass die Uniklinik das Thema Endometriose als eigenes Vorlesungsthema in der Gynokologie führt. Das wäre für die gesamte Lehre wichtig.

Kurz erklärt: 

Was ist Endometriose?
Unter Endometriose versteht man ein Auftreten von Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist – außerhalb der Gebärmutter, also beispielsweise an den Eierstöcken oder am Darm.

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