Ein außergewöhnlicher Praktikant

Kerstin Celina MdL berichtet von ihrem blinden Praktikanten:
„Sehr geehrte Frau Celina, ich möchte mich bei Ihnen für ein Schülerpraktikum vom 16.-27. Januar 2023 bewerben. Derzeit besuche ich die 12. Klasse Gymnasium der Carl-Strehl-Schule in Marburg, Hessen. Ich bin blind und 22 Jahre alt und in München aufgewachsen. Meine Hobbies sind Fußball, Schlagzeug spielen und lesen. Ich interessiere mich für Politik und vor allem für Klimaschutz und erneuerbare Energien und eine erfolgreiche Energiewende. Ich hoffe, dass aufgrund der derzeitigen (Energie-)Krise der erforderliche Ausbau der Erneuerbaren Energien wirklich ambitioniert umgesetzt wird.

In Ihrer politischen Arbeit setzen Sie sich für eine sozial-gerechte Energiewende und Klimaschutz und insgesamt für eine gerechte und inklusive Gesellschaft ein. Im Praktikum möchte ich dabei unterstützen. Ich interessiere mich sehr, wie politisch auf Landesebene gearbeitet wird und kann erwaltungsaufgaben mit dem PC übernehmen, Artikel schreiben, Veranstaltungen organisieren oder weitere Aufgaben übernehmen. Ich kann auch prüfen, ob Ihre Homepage oder weitere Materialien barrierefrei sind….“ Usw.
Eine von vielen Praktikumsbewerbungen, die ich bekomme. Diesmal ist das Praktikum allerdings etwas anders, denn Jakob ist blind, aber er ist nicht mein erster blinder Schülerpraktikant. Und seine Perspektive ist hilfreich für mich, z.B. um täglich zu erleben, wie Menschen reagieren, wenn ich ihn am Ende des Tages in die Tram einsteigen lasse und dem nächsten erreichbaren Fahrgast zurufe, ob er ihm bitte den Platz zeigen könne, denn ich fahre nicht mit. Dann schließt sich die Tür und die Bahn zuckelt los, mit mindestens einem völlig baffen Fahrgast, der bereitwillig Platz macht, ihm eine Bank zeigt, aber sich nicht neben ihn setzt, sondern Abstand hält. Und das liegt nicht mehr an Corona, glaube ich, es ist eher die Angst, mit simplen Hilfeleistungen überfordert zu sein, nicht zu wissen, was man genau tun soll, wie man sich verhalten soll.
Jedenfalls werden nicht nur ich und mein MünchnerTeam, sondern auch einige Münchner*innen am Ende der zwei Wochen einiges dazugelernt haben. Und Jakob natürlich auch. Und Politik findet er immer noch interessant- zum Glück! 🙂 .