Bildungsreise der Bayerischen GRÜNEN Bezirksrät*innen

Die bayerischen GRÜNEN Bezirksrät*innen waren vom Mittwoch, 17. April bis Samstag, 20. April auf einer Bildungsreise. Hier ist der Nachbericht von Peter Gack (GRIBS) dazu: „Es ist einfach gut, immer mal wieder über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und sich good practice Beispiele aus anderen (Bundes-)Ländern anzusehen. Diesmal ging es in das nördlich von Bayern gelegene Nachbarbundesland Hessen. Die Aufgaben, die in Bayern von den Bezirken wahrgenommen werden, erledigt dort der Landeswohlfahrtsverband (LWV). Der LWV Hessen ist ein Zusammenschluss der hessischen Landkreise und kreisfreien Städte und übernimmt analog zu den Bayerischen Bezirken u.a. vielfältige soziale Aufgaben. Verbandsversammlung und Verbandsspitze sind parlamentarisch gewählt. Im Gegensatz zu Bayern werden die dortigen Beigeordneten nicht direkt gewählt, sondern aus den Kreistagen bzw. aus den Stadtverordnetenversammlungen der kreisfreien Städte „delegiert“. Die GRÜNEN stellen in der Hauptversammlung des LWV insgesamt 15 von 75 ehrenamtlichen Abgeordnete und im geschäftsführenden Verwaltungsausschuss einen (den Ersten) hauptamtlichen Beigeordneten. Interessant aus bayerischer Sicht: Ab 1. Mai 2024 wird Ulrike Gote dem bisherigen GRÜNEN hauptamtlichen (Ersten) Abgeordneten, Andreas Jürgens im Amt nachfolgen.

Am Ankunftsabend in Limburg konnte sich die Besuchergruppe aus Bayern bei einem gemeinsamen Abendessen mit GRÜNEN vor Ort ein erstes Bild machen. Mit dabei waren: Jutta Lippe, ehrenamtliche Beigeordnete im Landeswohlfahrtsverband Hessen, Sabine Häuser-Eltgen, GRÜNE Fraktionsvorsitzende im Kreistag Limburg-Weilburg, Dr. Karsten Mc Govern, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender im LWV Hessen und Christoph Speier vom Ortsverband Hadamar.

Am zweiten Tag gab es ein eng getaktetes Programm, beginnend mit einem Besuch bei den Vitos- Kliniken in Hadamar. Geschäftsführer Martin Engelhardt erläuterte die Struktur und Arbeitsweise und Finanzierung der Vitos-Kliniken, die im hoheitlichen Auftrag des LWV „unterwegs“ sind. Frau Wingender stellte den Besucher*innen das breite Aufgabengebiet der begleitenden psychiatrischen Dienste der Vitos Gesellschaften vor und Frau Dr. Graf bot den Teilnehmer*innen einen Einblick in die Arbeit der Forensischen Klinik Hadamar.


Ein weiterer Höhepunkt der Reise war der Besuch der Gedenkstätte Hadamar https://www.gedenkstaette-hadamar.de/. Hadamar ist eine der 6 deutschen Tötungsanstalten, in denen 1940/41 70 000 Menschen mit Behinderung gezielt getötet worden sind; bis 1945 wurden 200 000 Menschen mit Behinderung ermordet. Prof. Dr. Jan Erik Schulte, Leiter der Gedenkstätte,
 nahm sich viel Zeit und erläuterte sehr beeindruckend die Geschichte, die Arbeitsweise und die aktuellen Herausforderungen der Gedenkstätte. Der Besuch endete mit einer ergreifenden Führung durch die Gedenkstätte. Beim Besuch der Gedenkstätte gab es zudem die Möglichkeit, mit der zuständigen GRÜNEN Wahlkreisabgeordneten aus dem Hessischen Landtag, Katrin Schleenbecker in einen fachlichen Austausch zu treten.

Abgerundet wurde die interessante Bildungsreise mit einem Besuch in der Sophie-Scholl-Schule in Gießen. Die Sophie-Scholl-Schule ist eine Einrichtung der Lebenshilfe Gießen, die beim Besuch von der Vorstandsvorsitzenden Maren Müller-Erichsen vertreten wurde. Frau Müller-Erichsen

steht seit jahrzehnten für den inklusiven Ansatz der Lebenshilfe Gießen.Der Geschäftsführer der Sophie-Scholl-Schule, Patrick Mähling, erläuterte den reformpädagogischen Anspruch, den die Schulfamilie hat: Inklusiv („alle sind anders verschieden“), jahrgangsgemischt (von und miteinander lernen) und ganztags (mehr Zeit zum Lernen, Bewegen, Spielen). 
Magnus Schneider, Geschäftsführer der proLiLo Gastrowelt gGmbH – eine weitere innovative Einrichtung der Lebenshilfe Gießen – beschrieb die Entstehung und die Arbeitsweise im Inklusionsbetrieb im Bereich Gastro, Catering, Schul- und Betriebskantinenverpflegung. Prolilo beschäftigt inklusiv der Aushilfskräfte knapp 90 Beschäftigte, davon 44% Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf – und zwar auf dem 1. Arbeitsmarkt mit regulären, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen.

Frau Seifert, Geschäftsführerin der proLiberi gGmbH führte die Teilnehmer*innen durch die Räume des Projekts „Startbahn“, eine Berufsorientierungsstufe an der Sophie-Scholl-Schule. Sie umriss neben dem Projekt Startbahn die weiteren Aufgabengebiet von proLiberi mit den Bereichen Diagnostik Arbeitsmarktfähigkeit, Berufliche Orientierung, Persönliche Zukunftsplanung und das Sonderpädagogisches Angebot „Brückenklasse“. Mit all diesen Projekten gelingt es proLiberi viele Schülerinnen und Schüler so gut für den Ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten, dass sie dort auch erfolgreich bestehen können.

Mit viel Elan und guten Ideen machte sich die Gruppe aus ganz Bayern auf die Heimreise und schmiedete bereits neue Pläne für Anträge, aber auch für die nächste Bildungsfahrt.