Bundeswaldinventur: Deutscher Wald durch Klimakrise erheblich geschädigt Niklas Wagener, MdB – Waldpolitischer Berichterstatter der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

Die durch Bundesminister Özdemir vorgestellten Ergebnisse der Bundeswaldinventur (BWI) zeigen in alarmierender Deutlichkeit: Unser Wald leidet massiv unter den Folgen der Klimakrise. Einst als Kohlenstoff-Senke ein unverzichtbarer Bestandteil im Kampf gegen die Klimakrise, ist der Wald heute zur Kohlenstoffquelle geworden. Die Verluste durch Dürren, Stürme und Borkenkäferbefall übersteigen inzwischen den Zuwachs an lebender Biomasse.

Niklas Wagener, waldpolitischer Berichterstatter der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, kommentiert: „Die Krisen im Wald überschlagen sich: Dürre, Borkenkäfer, Windwurf und Trockenheit setzen unseren Wäldern zu. Der Wald als wichtige Treibhausgassenke ist gefährdet. In den letzten fünf Jahren hat er nicht mehr genug CO₂ gespeichert, wie die Bundeswaldinventur belegt. Seit 2017 hat der Wald 41,5 Millionen Tonnen Kohlenstoff verloren – das zeigt wie sehr die Klimakrise unserem Wald zusetzt und ihn in seinem Beitrag für den Klimaschutz massiv schwächt. Andere Sektoren, insbesondere der Verkehrssektor, müssen nun endlich deutlich stärker zum Klimaschutz beitragen als bisher.“

Die Inventur, die im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft durch das Thünen-Institut in Zusammenarbeit mit den Forstbehörden durchgeführt wurde, ist die umfassendste Erhebung zum Zustand und zur Entwicklung der deutschen Wälder. Trotz der gravierenden Schäden gibt es auch positive Entwicklungen: Der Anteil von Laubbäumen hat zugenommen und der Wald ist in Teilen strukturreicher und artenvielfältiger geworden, was seine Widerstandsfähigkeit gegen zukünftige klimatische Veränderungen stärkt.

Wesentliche Ergebnisse der Bundeswaldinventur:

* Kohlenstoffspeicherung: Seit 2017 hat der Wald 41,5 Millionen Tonnen Kohlenstoff verloren und ist damit erstmals seit Jahrzehnten zur Kohlenstoffquelle geworden.
* Waldfläche: Die Waldfläche in Deutschland bleibt stabil bei 11,5 Millionen Hektar, ein positives Zeichen im Kontext wachsender Flächenversiegelung.
* Kalamitätsflächen: Rund 2 Millionen Hektar Wald sind durch Naturkatastrophen wie Dürre, Stürme und Schädlinge stark geschädigt.
* Holzvorrat: Der Holzvorrat ist auf 3,6 Milliarden Kubikmeter zurückgefallen, nachdem er bis 2017 auf 3,8 Milliarden Kubikmeter angewachsen war.
* Totholzanteil: Der Anteil an Totholz ist um 32 Prozent gestiegen, was einerseits die Biodversität im Wald stärkt. Andererseits hängt dieser Anstieg auch mit den Kalamitäten zusammen, die den Wald massiv schwächen.
* Mischwälder: Der Anteil der Mischwälder ist auf 79 Prozent gestiegen, was die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegenüber klimatischen und ökologischen Herausforderungen stärkt.
* Anteil Laub-/Nadelbäume: 48 Prozent der Bäume sind Laubbäume, 52 Prozent Nadelbäume. Der Anstieg der Laubbäume fördert die Resilienz der Wälder.

Wagener betonte, dass die Ergebnisse der Bundeswaldinventur den eingeschlagenen Kurs der Grünen zur naturnahen Waldbewirtschaftung der Wälder bestätigen, gleichzeitig aber auch zeigen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt: „Sehr geehrte Waldbesitzer, Försterinnen, Umweltschützerinnen, Ministerien und Forstbehörden – alle, die täglich dafür kämpfen, dass unser Wald erhalten bleibt: Sie haben meinen tiefsten Respekt. Den Wald in diesen krisenhaften Zeiten für die kommenden Generationen zu sichern, ist mutig, anstrengend und unverzichtbar – denn Sie erhalten den Wald, der uns erhält. Wir müssen unsere Wälder weiterhin konsequent an die Folgen der Klimakrise anpassen. Der Waldumbau zu naturnäheren Wäldern ist der Schlüssel, um die Wälder als Kohlenstoffsenken und als Grundlage für Biodiversität, Klimaschutz und nachhaltige Holznutzung zu stärken. Die Bundeswaldinventur verdeutlicht die Notwendigkeit eines modernen und an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse angepassten Bundeswaldgesetzes. Der Klimawandel bedroht nicht nur ihre Vitalität, sondern auch die Existenz vieler forstwirtschaftlicher Betriebe. Die Politik muss deshalb den die Waldbesitzenden und den Waldumbau weiterhin gezielt unterstützen, um die nachhaltige Nutzung des Waldes als wirtschaftliche und ökologische Ressource für zukünftige Generationen zu sichern.“