Webinar „Gibt es Klimawandelgewinner? – Wie der Klimawandel die Biodiversität mediterraner Küstenwälder beeinflusst und was wir daraus für Mainfranken lernen können

Mittwoch, 5. Mai um 20 Uhr: Der Bezirksvorstand lädt zu einem Webinar über Artenschutz ein. Die Veranstaltung entstand nach Anregung von Stefan Memmel, Bezirkswahlkandidat aus dem Stimmkreis Schweinfurt.

In den gemäßigten Regionen Mitteleuropas begünstigt der Klimawandel die Etablierung südeuropäischer und wärmeangepasster Arten, während kälteangepasste Arten verschwinden. Aus diesem Grund werden wärmeangepasste Arten oft als „Gewinner des Klimawandels“ bezeichnet. Doch gibt es wirklich „Klimawandelgewinner“ unter den Insekten? Jedes Insekt hat – wie andere Lebewesen auch – eine Optimaltemperatur bei welcher die Entwicklung am besten abläuft. Wird dieses Temperaturoptimum überschritten, sind negative Folgen für eine Art zu erwarten. Auch wenn wärmeliebende Arten in Mitteleuropa (noch) vom Klimawandel profitieren – im wärmeren Südeuropa könnte der Temperaturanstieg bereits negative Folgen auf die Biodiversität haben. Arten, die man in Mitteleuropa als Klimawandelgewinner bezeichnet, könnten hier verschwinden. 

Basierend auf 20 Jahren Langzeit-Monitoring haben wir untersucht, wie sich steigende Temperaturen auf Nachtfaltergemeinschaften in einem mediterranen Küstenwaldreservat auswirken. Wir haben uns besonders auf die Auswirkungen der Temperatur während der Larvenentwicklung konzentriert, da das Larvenstadium am anfälligsten für Hitze- und Trockenstress ist. Tatsächlich zeigen unsere Daten einen Rückgang der Nachtfaltervielfalt, wenn die Temperaturen während der Larvenentwicklung hoch waren. Vor allem sich im Sommer entwickelnde Arten reagierten empfindlich auf die gestiegenen Temperaturen, was darauf hindeutet, dass diese Arten mit den immer heißer werdenden und trockeneren mediterranen Sommern zu kämpfen haben. Der Klimawandel könnte daher das Insektensterben im Mittelmeerraum verstärken, was darauf hindeutet, dass selbst wärmeliebende, mediterrane Arten keine „Gewinner des Klimawandels“ sind.

In unserem Vortrag werden wir die Ergebnisse unserer aktuellen Studie im Einzelnen vorstellen und diskutieren. Im Anschluss sollen Wege aufgezeigt werden, was notwendig ist um der Biodiversitätskrise entgegen zu wirken und wie wir dem Klimawandel in Zukunft begegnen können.

Referent*innen:

Dr. Mirko Wölfling ist promovierter Biologe mit Schwerpunkt auf die Ökologie und Biodiversität von Schmetterlingen. Er ist Inhaber des Unternehmens Bio-Advice, welches naturschutzfachliche Gutachten, Prüfungen und Kartierungen erstellt und fachliche Beratungen sowie Fortbildungen im Sinne des Biodiversitätsschutzes anbietet. Seine Hauptaufgabengebiete sind u.a. die Erstellung von Biotopnetzwerken zum Schutz bedrohter Schmetterlingsarten sowie die Fortführung eines über 20 Jahre langen Monitorings von Nachtfaltern in geschützten Küstenwaldgebieten Italiens.

Dr. Britta Uhl ist ebenfalls promovierte Biologin mit Schwerpunkt auf Ökologie und Natuschutzbiologie. Wie auch Herr Dr. Wölfling beschäftigt sie sich hauptsächlich mit Schmetterlingen. Sie ist im Moment externe Mitarbeiterin an der Universität Frankfurt und bearbeitet verschiedene Drittmittelprojekte zur Förderung der Biodiversität. Während ihres letzten Projekts erstellte sie ein Waldnaturschutzkonzept zum Erhalt der Biodiversität in europäischen Wäldern.