Die Bundesdelegiertenkonferenz fand am Wochenende vom 29.-30. November in Hannover statt. Unser Mitglied Jan Behl aus Laufach hat einen Bericht über seine Eindrücke geschrieben. Danke!
Die Bundesdelegiertenkonferenz 2025 in Hannover war für mich eine politische Erfahrung, die sich tief eingeprägt hat – drei Tage, die bewegt, gefordert und zum Nachdenken gebracht haben. Schon die Anreise gegen halb elf im Zug war von einem leisen inneren Kribbeln begleitet. Man wusste, dass hier etwas Wichtiges bevorsteht. Und als sich der Zug Hannover näherte, wurde dieses Gefühl immer stärker: gleich Teil eines großen politischen Moments zu sein. Auf dem Messegelände – Eingang Ost, Halle 7 – schlug mir sofort eine besondere Stimmung entgegen. Viele Menschen, gleiche Richtung, gleiche Haltung – und dennoch jeder mit seiner eigenen Geschichte. Dieses Gefühl, gemeinsam etwas zu tragen, ohne sich vorher zu kennen, war von Anfang an spürbar. Beim Betreten der Halle mischte sich Respekt mit Neugier. Alles war groß, strukturiert, professionell – und gleichzeitig menschlich nah. Der erste Tag fühlte sich an wie das langsame Eintauchen in einen politischen Raum. Die Eröffnung am Nachmittag war ruhig, konzentriert, getragen von klaren Worten und einem ernsthaften Ton. Ich saß dort, hörte zu, beobachtete – und merkte, wie sich die innere Haltung veränderte. Aus „Ich bin heute das erste Mal Delegierter“ wurde „Ich bin Teil dieser Debatte, dieser Verantwortung“. Das war ein Moment, den man nicht einfach vergisst. Der zweite Tag war der intensivste – und der, der mich emotional am meisten gepackt hat. Früh morgens begann die Antragsarbeit, und schon die ersten Wortmeldungen zeigten, wie tief manche Themen in die Partei hineinreichen. Die Debatten über Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Energie waren stark – aber zwischen den Zeilen spürte man, wie viele Menschen hier mit echtem Herzen argumentieren. In den Pausen entstanden überall kleine Gesprächsinseln. Mal lachte man, mal diskutierte man ernsthaft weiter, mal saß man einfach nur für einen Moment still, um die Eindrücke zu sortieren. Je später es wurde, desto dichter wurde die Stimmung. Und dann kam das letzte Thema des Tages – das außenpolitische, das schwerste, das emotionalste: der Krieg in der Ukraine, die europäische Sicherheitslage und die Frage nach einem möglichen neuen Verständnis von Wehrdienst. Die Atmosphäre veränderte sich spürbar. Der Saal wurde stiller, die Blicke ernster, die Beiträge persönlicher. Viele beschrieben ihre Sorgen, ihre Zweifel, ihre Haltung zu Frieden, Sicherheit und Verantwortung. Es war ein Moment, in dem klar wurde, wie nah Weltpolitik an uns allen dran ist. Die Sitzung zog sich bis tief in die Nacht – und als wir die Halle verließen, lag eine spürbare Schwere in der Luft. Keine Müdigkeit im üblichen Sinne, sondern dieses tiefe Innehalten, das bleibt, wenn ein Thema einen wirklich berührt. Der dritte Tag startete entsprechend gedämpft. Die lange Nacht stand vielen ins Gesicht geschrieben, aber die Konzentration war ungebrochen. Die finalen Abstimmungen und Beschlüsse liefen geordnet und klar. Der Abschluss am frühen Nachmittag war sachlich und bewusst zurückhaltend – kein Pathos, keine überzogene Inszenierung. Eher ein gemeinsames, stilles Verständnis: Wir haben hier ernsthafte Arbeit geleistet, und nun beginnt der nächste Schritt – die Umsetzung vor Ort und auf allen politischen Ebenen. Was von diesen drei Tagen bleibt, ist ein Gefühl, das sich schwer in Worte fassen lässt: eine Mischung aus Verantwortung, Stolz, Nachdenklichkeit und Motivation. Die BDK war nicht einfach ein Parteitag. Sie war ein Raum, in dem politische Gedanken greifbar wurden, ein Ort für ehrliche Auseinandersetzung, ein Moment, in dem man die gesamte Spannbreite politischer Emotionen erlebt – Hoffnung, Zweifel, Mut und Ernsthaftigkeit. Für mich war Hannover ein persönliches Erlebnis mit Wirkung. Es hat mich politisch gestärkt, menschlich berührt und mir gezeigt, dass politische Arbeit besonders dann kraftvoll ist, wenn Menschen mit Haltung, Respekt und offenem Austausch zusammenkommen. Ich fahre mit dem Gefühl zurück, wirklich etwas erlebt zu haben – und mit dem Willen, diese Energie in die Arbeit vor Ort mitzunehmen.