Lohr am Main, 28. Juni 2025 – Die Grünen Unterfranken haben bei ihrer Bezirksversammlung zwei langjährige Mitglieder geehrt. Vor 25 Jahren trat unter tatkräftiger Unterstützung von Christine Scheel und Hans-Josef Fell als Teil der damaligen rot-grünen Bundesregierung das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft. An dieses Jubiläum knüpfte die Bezirksversammlung der Grünen Unterfranken inhaltlich an.
Clemens Kracht, Bürgermeisterkandidat der Bündnisgrünen in Lohr, begrüßte die anwesenden Mitglieder aus ganz Unterfranken und unterstrich die Bedeutung der Reaktivierung der innerörtlichen Lohrer Bahnstrecke: „Lohr ist eine tolle Stadt und noch attraktiver für alle Bahnreisenden wäre auch eine innerstädtische Haltestelle!“ Da aber derzeit der Fußweg vom Lohrer Bahnhof bis in die Innenstadt ca. 25 Minuten beträgt, bot Kracht an: „Ich kann für heute einen Shuttle mit meinem Elektroauto zum Bahnhof anbieten, wir wollen auch diejenigen unterstützen, die trotzdem die ÖPNV-Anreise gewählt haben.”
Patrick Friedl, Landtagsabgeordneter, betonte in seinem turnusgemäßen Bericht das falsche Spiel der bayerischen Staatsregierung mit den selbst gesetzten Klimazielen. Im Tagesordnungspunkt „Bericht aus dem Bundestag“ warf Niklas Wagener, der Bundesregierung falsche Prioritätensetzung vor. Leider seien bei CDU, CSU und SPD aktive Klimapolitik wieder ein Nischenthema geworden.
Im regelmäßigen Bericht aus dem Bezirkstag stellten Bärbel Imhof, Gerhard Müller und Christina Feiler die prekäre Finanzierungssituation der Bezirks-Pflichtaufgaben in den Mittelpunkt, „was uns auch im nun anstehenden Kommunalwahlkampf sehr beschäftigen wird“, wie die Fraktionsvorsitzende Bärbel Imhof prophezeite.
Den Blick in die klimaneutrale Zukunft warf Norbert Zösch, Chef der Stadtwerke Hassfurt: 300 Prozent des Strombedarfs Hassfurt leisten die Stadtwerke nur durch erneuerbare Energien, das ist der Weg in die Zukunft, umriss es Norbert Zösch und betonte die Vorteile: „Der Strom ist eine sehr elegante Energieform.“ Möglich wurde diese Erfolgsgeschichte in der unterfränkischen Stadt am Main mit dem Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im April 2000.
Politisch verknüpft mit diesen konkreten Erfolgen war die heutige Ehrung der beiden ehemaligen Grünen Bundestagsabgeordneten. Als erstes hielt der Bundestagsabgeordnete Niklas Wagener die Laudatio für Christine Scheel, die wie Wagener, für den Wahlkreis Aschaffenburg im Bundestag tätig war. Als eine der jüngsten Abgeordneten im Bayerischen Landtag wechselte Scheel 1994 in die Bundespolitik und verantwortete ab 1998 unter rot-grüner Regierung den Finanzausschuss, der auch maßgeblich die Mittel für das EEG bereitstellte. Bis 2012 war sie für Bündnis90/Die Grünen im Deutschen Bundestag. 2001zeichnete die Bayerische Regierung sie mit dem Bayerischen Verdienstorden aus, 2009 erhielt sie die Bayerische Verfassungsmedaille in Gold, zudem erhielt sie noch namhafte Preise aus Wirtschaft und Mittelstand. Wagener würdigte die gebürtige Aschaffenburgerin Scheel auch für ihr großes Engagement an der Grünen Basis und im kommunalen Ehrenamt. „Es gibt nicht viele Menschen, die nach so einer großen politischen Karriere wieder zur ihren regionalen Wurzeln zurückkehren und sich vor Ort engagieren!“ Christine Scheel ist – wie zu Beginn ihres politischen Lebenslaufes – nun wieder im Kreisvorstand der Landkreisgrünen aktiv, sowie als Kreisrätin ein aktives Fraktionsmitglied.
Die nach Lohr gereiste Landesvorsitzende der bayerischen Grünen, Eva Lettenbauer, würdigte den Hammelburger Hans-Josef Fell für sein Lebenswerk: „Dein Engagement für die Energiewende ist ein Geschenk an uns alle.“ Mitte der 80er Jahre trat Fell als Solarpionier in Hammelburg in Erscheinung, ein Impuls der nach ganz Unterfranken ausstrahlte. Von 1998 bis 2013 verfolgte er seine innovativen Ideen im Bundestag weiter, wobei der Höhepunkt die Verabschiedung des EEG als neues Gesetz darstellte, “25 Jahre Fortschritt”, wie es Eva Lettenbauer nannte.
Fell erinnerte daran, dass die Entwicklung erneuerbarer Energien viel Durchhaltevermögen erfordert: „Es war nicht einfach, aber es ist gelungen.“ Er warnte vor dem „aktuellen Rollback der fossilen Energie“ und forderte mehr Anstrengungen für Wind- und Sonnenenergie seitens der aktuellen Bundesregierung. „Die neue Wirtschaftsministerin Katharina Reiche steht mit ihrem Kurs für die fossilen Energien nicht mehr auf dem Boden des Verfassung“, so Fell, „denn Klimaschutz hat spätestens seit dem Karlsruher Urteil von 2021 Verfassungsrang!“
Für die beiden Bezirksvorsitzenden, Dr. Simone Artz (Würzburg) und Volker Goll (Kahl am Main) war die Bezirksversammlung ein voller Erfolg. „Bei diesen Temperaturen, von denen man auch in der alten Turnhalle in Lohr nicht verschont blieb, war es schon eine Herausforderung, eine vierstündige Tagung abzuhalten!“, sagte Artz. „Aber“ so ergänzte sie ihr Co-Sprecher Goll, „man muss die Feste feiern, wie sie fallen und dass Grün wirkt, ist nicht nur für unsere Mitglieder eine ganz wichtige Botschaft!“
Dirk Simon
Pressesprecher Grüne Unterfranken
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