FRAUEN MACHT POLITIK!

Eine tolle Veranstaltungsidee zum Nachmachen! Unter dem Motto „Frauen Macht Politik!“ lud der Grüne Ortsverband Veitshöchheim am Sonntag 27.08.2023 auf die Wiese am Steg ein. Gleich fünf Rednerinnen, die für Bündnis 90 / Die Grünen für den Bezirks- oder Landtag kandidieren sind dieser Einladung gefolgt.

Moderiert wurde die von zahlreichen Frauen und Männer besuchte Veranstaltung von Christina Feiler. Sie selbst ist Bezirksrätin und kandidiert erneut für dieses Amt.  Mit einem kurzen Blick auf die aktuellen Zahlen zum Anteil von Frauen in Bundestag, Landtag kommunalen Vertretungen und Regierungen in Deutschland, in denen Frauen höchstens mit knapp 30% vertreten sind, führte sie eindringlich an das Thema heran. „Betrachtet man demgegenüber die Situation in Familien, in denen Frauen weiterhin den größeren Anteil an der Arbeit mit den Kindern und den älter werdenden Eltern übernehmen, ist klar, dass da oft kein Platz für weitere Aufgaben bleibt!“ so Feiler. Sie verwies darauf, dass die männlich dominierte Zusammensetzung der Parlamente natürlich einen Einfluss habe, wie Entscheidungen getroffen werden und welche Themen es überhaupt in den politischen Fokus schaffen.

Im ersten Redebeitrag beleuchtete Monika Hartl, Direktkandidatin für den Landtag aus Aschaffenburg Ost, die Frage nach Gleichberechtigung und Mut. Rein juristisch sei zwar die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und auch bei queeren Personen gegeben, eine echte Gleichstellung ist jedoch noch längst nicht erfolgt, weder im Bruttoverdienst, noch in der Teilzeitquote, noch in Führungspositionen. Immer noch verdienen Frauen im Schnitt über 18% weniger, das Rentenniveau bei Frauen liegt sogar nur bei 49% im Vergleich zu Männern! Immer noch erfordert es viel Mut, sich innerhalb von Familie, Job und Politik den Herausforderungen zu stellen. Die Politik steht hier noch vor einem weiten Handlungsfeld bei Themen wie Ehegattensplitting, Kinderbetreuung und Frauenförderung. 

Bärbel Imhof hat sich das Thema „Macht“ genauer angeschaut. Macht werde oft mit Negativem verbunden, wie Gewalt, Missbrauch, Ausbeutung oder Tyrannei und folge männlichen Werten wie Stärke, Überlegenheit, Führungsanspruch und Rücksichtslosigkeit. Doch sei Macht per se nicht negativ, sondern kann sehr positiv sein, wenn daraus kreative Dinge entstehen. Frauen brauchen, wie Imhof meint, ein neues selbstbewusstes Verständnis von Macht, einen souveränen Umgang mit Macht, der sich löst von männlichen Zuschreibungen und weibliche Werte lebt, wie Sozialkompetenz, Kommunikation, Kooperation, Teamfähigkeit und Teilhabe.

Detttelbachs einzige grüne Stadträtin, Eva-Maria Stöcklein, die jetzt auch für den Bezirkstag kandidiert, sprach von ihren Erfahrungen als Berufsfeuerwehrfrau in einem männerdominierten Beruf. „Frauen“, so Stöcklein, „bereichern Männerrunden durch ganz verschiedene Erfahrungen. Sie kommunizieren oft anders als ihre männlichen Kollegen, zeigen mehr Teamfähigkeit, Gelassenheit und Kooperationsbereitschaft. Gerade in Zeiten, in denen die Gesellschaft gespalten ist und versucht wird zwischen die demokratischen Parteien einen Keil zu treiben, halten Frauen die Gemeinschaft zusammen.“

Kerstin Celina stellte anhand des Essays „Zimmer mit Aussicht“ der feministischen Schriftstellerin Virginia Woolf dar, dass es einen eigenen Raum, einen freien Kopf und finanzielle Sicherheit brauche, um als Frau schöpferisch-kreativ und wissenschaftlich tätig zu sein.  „Am Küchentisch, zwischen Haushalt und Care-Arbeit werden keine Sonette geschrieben“ meint Celina. Zur Entlastung von Frauen brauche es dabei echte Aufgabenteilung. Einmal das Abendessen richten, reiche beispielsweise nicht aus, um Frauen den Kopf frei zu machen, solange die „Mental load“, das heißt der komplexe gesamte Prozess wie die damit verbundene Planung, bei den Frauen bleibt.

Die Rednerinnen sind sich sicher, dass es mit mehr Frauen in politischen Ämtern auch zu anderen politischen Entscheidungen kommen kann und dass es die gesellschaftliche Aufgabe von uns allen ist, diese gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen.

Das provokante Thema kam sehr gut an und hatte nachdenklich gemacht. So blieben noch viele Zuhörende nach den Redebeiträgen lange im Gespräch, darunter auch etliche Männer.