Die Pannenzüge von Go-Ahead

Seit dem Fahrplanwechsel am 11.12. bekommen Patrick Friedl und Kerstin Celina von verärgerten Bürger*innen aus dem südlichen Landkreis Beschwerden bezüglich der kaum fahrenden Go-Ahead Züge mit der Bitte, da tätig zu werden.

Was sie seitdem getan haben: Die Pressemitteilung mit einer Einschätzung der Lage und Lösungsvorschlägen wurde vom BR sofort aufgenommen in die Berichterstattung. https://www.br.de/nachrichten/bayern/zugausfaelle-verkehrsminister-macht-druck-auf-go-ahead,TQYff2W 

Weitere Gespräche dazu laufen, denn: Die Situation ist absolut katastrophal und zeigt, wie aufgrund von wachsweichen Ausschreibungen, Vergabe an den billigsten Anbieter und zu wenig Kontrolle kombiniert mit winterlichen Bedingungen der Regionalverkehr lahmgelegt werden kann, und zwar voraussichtlich auf längere Zeit und nicht nur für einen Tag.

Am 11.12. übernahm das Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) Go-Ahead Bayern den Betrieb auf der Bahnstrecke Würzburg-Treuchtlingen(-München), an der im Gebiet des Verkehrsverbunds Mainfranken neben dem Würzburger Hauptbahnhof die Haltepunkte Würzburg-Süd, Heidingsfeld-Ost, Winterhausen, Goßmannsdorf, Ochsenfurt, Marktbreit und Uffenheim liegen.

Seit Dienstag 13.12. kommt es zu erheblichen (!) Problemen und Zugausfällen. Laut einer Presseerklärung des Betreibers liegt das an Fahrzeugen, die mit den Witterungsverhältnissen nicht zurechtkamen (im Anhang). Mit der Folge: Zahlreiche Züge fielen aus, teilweise fuhren über mehrere Stunden gar keine Züge und der Betrieb wurde eingestellt.

Besonders ärgerlich ist auch: Häufig kommen keinerlei Informationen bei den Fahrgästen an, weder in den Fahrplan-Apps noch durch Durchsagen oder Anzeigen an den Haltepunkten. Das Problem, dass die Schnittstelle zu den DB-Programmen/ Apps nicht funktioniert, trat ja schon am ersten Tag bei der Inbetriebnahme des Bahnhofs Heidingfeld-Ost kurzfristig auf, und konnte bis jetzt nicht ansatzweise gelöst werden. Auch auf der Website von Go-Ahead und deren Hotline gibt es nur unvollständige und häufig falsche Informationen. Schüler*innen und Pendler*innen warteten dadurch bei Minustemperaturen teilweise stundenlang auf Bahnsteigen.

Auch ein Schienenersatzverkehr mit Bussen findet nicht statt, wodurch im Landkreis Würzburg Orte wie Winterhausen oder Goßmannsdorf seit mehreren Tagen praktisch vom ÖPNV abgehängt sind. Die von der DB-Regio eingesetzten Verstärkerzüge fahren nur zu bestimmten Zeiten, für diese Züge stellt die DB auch Schienenersatzverkehr bereit, der aber nicht ansatzweise in der Lage ist, die Pendler*innen der ausgefallenen Go-Ahead Züge zusätzlich aufzunehmen, die voll besetzten Busse fahren an den von Go-Ahead stehen gelassenen Fahrgästen an nachfolgenden Haltestellen vorbei.

Beispiel 1: Freitag 16.12. Würzburg-Süd Richtung Ansbach: Der Zug um 11:44 Uhr fällt aus, wird aber erst als pünktlich in der App angezeigt (bis 20 Minuten nach geplanter Abfahrt), danach als „30 Minuten später“. Letztlich kommt er gar nicht und auch der Folgezug entfällt. Das ohne jede Info am Bahnsteig oder in der App.

Beispiel 2: Montag 19.12. Goßmannsdorf Richtung Würzburg. Laut App fallen alle morgendlichen Züge aus, außer dem um 7:50 Uhr Richtung Würzburg. Daher warten ca. 30 Fahrgäste am Gleis. Der Zug kommt nie, wird aber in der App als pünktlich angezeigt. Am Bahnsteig gibt es keinerlei Informationen trotz vorhandener Lautsprecher und Anzeige. Ein Schienenersatzverkehr für den DB-Verstärkerzug um 8:30 Uhr kann die Fahrgäste nicht mitnehmen, da er schon völlig überfüllt eintrifft. Der nächste Zug soll (angeblich) erst um die Mittagszeit fahren.

Unserer Meinung nach muss der Staatsregierung der Vorwurf gemacht werden, die Strecke an den Betreiber Go-Ahead vergeben zu haben, das bekannt war, dass Go-Ahead auch schon in Baden-Würtemberg massive Probleme hatte, seine vertraglichen Pflichten zu erfüllen.

Kerstin Celina: „Mit dem Hintergrundwissen hätte das CSU-Ministerium im Vorfeld deutlich mehr tun müssen, z.B. klar vorschreiben, wie Go-Ahead seine Fahrzeuge auf Funktionsfähigkeit testet, Konzepte und Verträge für Schienenersatzverkehre mit Busse verlangen müssen und die Funktionsfähigheit der Informationsflüsse zu Apps und Anzeigen am Bahnhof testen lassen müssen. Vertragsstrafen festzuschreiben hilft den in der Kälte wartenden Kund*innen gar nichts, das Ministerium hätte vorher handeln können und müssen.“

Patrick Friedl: „Sich um einen funktionierenden Nahverkehr zu kümmern in Bayern ist hier auch eine Führungsaufgabe des Verkehrsministers. Sollte die Vergabe nach dem Prinzip erfolgt sein, „Wer ist der billigste“ so rächt sich das erneut bitter, nach den enormen Startproblemen von Go-Ahead auf der Strecke Würzburg Stuttgart. Das Ministerium hätte mindestens klare Zusagen einfordern müssen zur Verfügbarkeit von Personal und gesicherten Ersatzverkehren bei Startschwierigkeiten. Denn gerade bei Betreiberwechseln gibt es oft – und bei diesem Betreiber besonders – erhebliche Anlaufschwierigkeiten, wie zu wenig Personal, technische Probleme neuer Schienenfahrzeuge und neuer Betriebsabläufe.“
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Go-Ahead hatte bereits 2019 die Strecke Würzburg-Stuttgart übernommen und war damit zu Beginn massiv überfordert: Zu wenig Fahrzeuge und zu wenig Personal führte zu ausfallenden Zügen wie jetzt in Bayern. Das dortige Verkehrsministerium zog die Notbremse und drohte Go-Ahead damit, ihnen den Auftrag zu entziehen und eine Notvergabe an ein anderes Bahnunternehmen durchzuführen. Erst danach stabilisierte sich der Betrieb einigermaßen, wobei auch heute noch die Angebotsqualität stark schwankt. Aus Baden-Württemberg war also bekannt, dass Go-Ahead kein zuverlässiger Vertragspartner ist. Dass in Bayern trotzdem wichtige Strecken an dieses Unternehmen gegeben wurden, ohne stärker zu kontrollieren, dass es auch in der Lage sind, die vereinbarte Leistung zu erbringen, ist ein massives Versäumnis des bayerischen Verkehrsministers bzw. seiner Vorgänger*innen.

Bereits in der Vergangenheit beim Betreiber DB Regio kam es zu Ausfällen im Zugverkehr in der Region, wie eine Anfrage von mir vom 6.12. zeigt (s. Anhang). Allerdings handelte es sich hier regelmäßig um einzelne Züge (meist Verstärkerfahrten), die Ausfälle wurden im Regelfall rechtzeitig bekanntgegeben und meist auch durch Busverkehre ersetzt. Die Antwort der Staatsregierung auf meine Anfrage ist trotzdem sehr dünn, sie verweist darauf „ihre vertraglichen Ansprüche konsequent geltend“ zu machen und die DB-Regio „derzeit anzuhalten, zusätzliche Ressourcen in den Bereichen Fahrzeuge und Personal zur Stabilisierung der Verkehre zu gewinnen“.

Kerstin Celina: „Wenn Verträge mit Go-Ahead mit dieser Einstellung gemacht wurden, ist das bei der bekannten Vorgeschichte des Betreibers definitiv zuwenig.

Patrick Friedl: „Wir brauchen jetzt schnelle Lösungen, sonst verlieren wie Menschen im regionalen Nahverkehr, statt dass wir zusätzliche für das Verkehrsmittel Bahn gewinnen.“

Hunderte Menschen sind entlang der Strecke auf die Bahn angewiesen. Daher fordern wir Grüne schnelles Handeln der Verantwortlichen und schlagen folgende Lösungen vor:

  1. Der Verkehrsminister muss persönlich eingreifen und massiven Druck auf Go-Ahead ausüben und ggf. so schnell wie möglich eine Notvergabe an ein anderes Eisenbahnverkehrsunternehmen vornehmen. In Baden-Württemberg hat diese Maßnahme zu einer wesentlichen Verbesserung geführt.
  2. Go-Ahead muss umgehend einen Schienenersatzverkehr mit Bussen einrichten. Wo das kurzfristig nicht möglich ist, könnten Taxen eingesetzt werden. Im Landkreis Würzburg könnte eventuell mit Unterstützung des Kommunalunternehmen des Landkreises eine Linie Reuterstraße(Straßenbahn)-Winterhausen-Goßmannsdorf-Ochsenfurt eingerichtet werden, um einen Notbetrieb zu gewährleisten. Marktbreit könnte über den Bahnhof Kitzingen mit Bussen angebunden werden. Dabei ist insbesondere auf ausreichende Kapazität für Schüler*innen und Pendler*innen zu achten.
  3. Go-Ahead muss umgehend eine bessere Informationspolitik machen. Ausfallende Züge, Verspätungen usw. müssen in den Bahnhöfen und online in Echtzeit zur Verfügung stehen, was bei der DB seit Jahren funktioniert. Schnittstellen zu den Apps und Auskunftssystemen an den Haltepunkten müssen funktionieren. Wenn das technisch nicht zeitnah funktioniert, muss Personal eingesetzt werden, das vor Ort die Reisenden informiert.
  4. Erfahrungen mit Eisenbahnverkehrsunternehmen auch aus anderen Bundesländern müssen in Zukunft viel stärker in die Vergabeverfahren einfließen, statt nur auf „billig“ zu setzen.
  5. Das Verkehrsministerium muss viel stärker die Leistungsfähigkeit der Unternehmen überprüfen bevor diese einen funktionierenden Bahnbetrieb auf einer Strecke übernehmen.

Für Patrick Friedl und Kerstin Celina gilt:
Es reicht! Jetzt muss der Verkehrsminister eingreifen. Es liegt jetzt an der Söder-Regierung, die Menschen nicht in der Kälte stehen zu lassen und für einen zuverlässigen Nahverkehr zu sorgen!
Viele Menschen sind auf die Bahn angewiesen. Die Staatsregierung setzt auf Billiganbieter und der lässt die Menschen in der Kälte stehen. Das kann so nicht weitergehen!
Man hätte es wissen können: Schon in Baden-Württemberg hat man mit Go-Ahead schlechter Erfahrungen gemacht. Leider hat die Staatsregierung trotzdem diesen Anbieter ausgewählt und die Fahrgäste müssen es jetzt ausbaden.