Anja Baier: Klares Bekenntnis zu einem Biosphärenreservat im Spessart – mehr Gelassenheit wäre hilfreich

Das Ziel der UNESCO-Biosphärenreservate ist es, eine „ausgewogene Beziehung zwischen Menschen und Biosphäre“ durch nachhaltiges und schonendes Wirtschaften zu fördern. Das Konzept basiert auf dem Prinzip, Naturschutz „mit und durch den Menschen“ zu verwirklichen.
Noch ehe das Ergebnis der beauftragten und voraussichtlich bis Ende 2023 vorliegenden Machbarkeitsstudie bekannt ist, gibt es bedauerlicherweise schon wieder pauschale Ablehnung gegenüber einem Biosphärenreservat im Spessart. Diese Studie soll doch erst die Machbarkeit feststellen oder eben auch nicht. Sie berücksichtigt alle relevanten Faktoren wie z.B. auch die land- und forstwirtschaftliche Nutzung, einschließlich der Jagd und der Holzrechte. Ein Interessenausgleich für alle wird gegeben sein. So soll doch erst geprüft werden, ob der bayerische Spessart aus fachlichen Gesichtspunkten als UNESCO-Biosphärenreservat geeignet ist und ob dieser Status in der Region auf Akzeptanz stößt. Alle wären also gut beraten, zunächst das Ergebnis in Ruhe abzuwarten und dann in einer fach- und sachlichen Diskussion die Chancen und Risiken abzuwägen, um die weiteren Entscheidungen zu treffen. Baier: „Ich rufe da erstmal zu mehr Gelassenheit auf. Im Prozess werden alle Interessen berücksichtigt.“ Es bestehe also kein Grund zur Panik.


Baier: „Das Prädikat Biosphärenreservat für eine Region bedeute grundsätzlich eine große Chance für eine nachhaltige Entwicklung zum Vorteil aller dort lebenden Menschen und für die Natur.“ Die ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit werden gestärkt. Zum Schutz von Pflanzen und Tieren und deren Lebensräumen wurden im Spessart in den vergangenen Jahrzehnten verschieden große Schutzgebiete ausgewiesen. Dazu gehören unter anderem das Landschaftsschutzgebiet des Naturparks, die Fauna-Flora-Habitat Gebiete (FFH) und die europäischen Vogelschutzgebiete des Netzwerks „Natura 2000“ sowie zahlreiche kleinere Naturschutzgebiete. Diese umfassen bisher rund 2100 Hektar. Die schon vorhandenen Flächen werden in die Kernzone, die etwa drei Prozent des Biosphärenreservats ausmachen soll, eingebracht. Baier hält die Einbringung von weiteren Flächen, zum Teil von Kommunen und aus dem Staatsforst, zur Arrondierung für erforderlich, um ausreichend große Schutzflächen und ein „Trittsteinkonzept“ zu erreichen, um Biotope besser zu vernetzen und so die Biodiversität zu fördern.
Baier: „Biosphärenreservate sind Modellregionen auch für nachhaltige Entwicklung, sowie für Bildung und Forschung. Wie es in der Rhön sehr schön anzuschauen ist.“ Sie sind eben keine reinen Schutzgebiete, sie sind gegliedert in eine Kern-, eine Pflege- und eine Entwicklungszone. Die besonders geschützte Kernzone (mindestens 3%) wird nicht von außen zugewiesen, sondern von den Gemeinden, dem Staatsforst oder anderen Waldbesitzern zur Verfügung gestellt. Diese drei Zonen entsprechen den von der UNESCO vorgegebenen Funktionen: Schutz (in Kernzone), Forschung und Bildung (Bildung für nachhaltige Entwicklung, Monitoring; in Kern- und Pflegezone) und Entwicklung (in Entwicklungszone).