Am 18. November 2025 war ich dabei, als in Bad Brückenau ein Stolperstein für Ernst Raimund Hermann Putz verlegt wurde. Die kleine, aber würdige Gedenkfeier am Alten Rathausplatz und vor dem ehemaligen Wohnhaus (Sinntalhof) war gut besucht: zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, Vertreterinnen und Vertreter der Stadt und der lokalen Erinnerungsarbeit sowie Bodo Ramelow, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Dr. Ludwig Spaenle, Antisemitismusbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung, MdB Sabine Dittmar und ich aus dem Landtag. Zu dem Anlass hatten der städtische Arbeitskreis „Stolpersteine“ und Schülerinnen und Schüler des Franz-Miltenberger-Gymnasiums eingeladen; die Verlegung wurde von dem Künstler Gunter Demnig vorgenommen.
Ernst Putz wurde am 20. Januar 1896 auf dem Sinntalhof bei Brückenau geboren. Er war engagiert in ländlich-pädagogischen Projekten, Mitbegründer eines reformpädagogischen Landerziehungsheims und politisch aktiv: als junger Agrar- und Arbeiterführer gewann er regionale Bedeutung, später zog er – 1924 im Alter von nur 28 Jahren – in den Deutschen Reichstag ein. In den frühen 1930er-Jahren wurde Putz politisch verfolgt; er geriet in Haft und verstarb 1933 in Untersuchungshaft in Berlin-Moabit. Die vielfachen Aspekte seines Lebens — Pädagogik, bäuerliche Organisation, politische Karriere und Verfolgung — machen deutlich, dass die Repression der frühen NS-Jahre wirklich jeden treffen konnte.
Die Verlegung des Stolpersteins wurde getragen von einem lokalen Bündnis aus Stadt, Arbeitskreis Stolpersteine und der Schulgemeinschaft: Die Initiative für die Stolpersteine in Bad Brückenau geht zurück auf ein Projektseminar von Oberstufenschülerinnen und -schülern am Franz-Miltenberger-Gymnasium (2018), die im Rahmen ihrer Arbeit eine Broschüre über jüdisches Leben vor Ort erstellten und den Stadtrat schließlich von der Notwendigkeit des Erinnerns überzeugten. Bodo Ramelow sprach über die Bedeutung lokaler Erinnerungskultur und dass
Ernst Putz ist kein „typisches“ Stolperstein-Opfer im engeren Sinne war, sondern ein Republikaner und KPD-naher Politiker, der als Abgeordneter der Weimarer Republik politisch verfolgt wurde.
Danach wurde der „DenkOrt Deportationen“ in Bad Brückenau eingeweiht, Das Projekt „DenkOrt Deportationen“ wächst seit vielen Jahren am Hauptbahnhof Würzburg und in den unterfränkischen Orten. Mit der Installation von Gepäckstücken und Infotafeln, wie jetzt auch in Bad Brückenau, wird an die Menschen erinnert, die von den Nationalsozialisten abtransportiert und meist ermordet wurden. Bad Brückenau hat sich mit einem eigenen Gepäckstück an diesem DenkOrt beteiligt.
Wichtig in dem Zusammenhang war auch das Engagement der Schülerinnen und Schüler, die historische Arbeit und Zeitzeugenrecherche geleistet haben für Ernst Putz. Die Stolpersteinverlegung für Ernst Putz macht sichtbar, wie lokal verankerte Recherche, schulisches Engagement und öffentliche Gedenkakte zusammenwirken können, um Vergangenheit konkret zu benennen und in die Gegenwart zurückzutragen. Das Projekt verbindet individuelles Gedenken mit kollektiver Mahnung: Es erinnert daran, wie fragil Demokratie ist, und wie wichtig es bleibt, politische Verfolgung, Ausgrenzung und Gewaltausübung zu benennen — in Schulen, Kommunen und Parlamenten.
Ich selbst sprach mit Bodo Ramelow über die Gefahren für die Demokratie die von der AfD als Fraktion im Bundestag und in den Landtagen ausgehen und erläuterte ihm unser „Braunbuch„: die Grüne Fraktion im Bayerischen Landtag hat aif Initiative meines Kollegen Toni Schuberl mehr als 21.000 Seiten Plenarprotokolle akribisch durchforstet und eine Sammlung von von rassistischen und demokratiefeindlichen Zitaten der AfD erarbeitet und veröffentlicht. Das Material kann gerne dazu verwendet werden, ein AfD- Verbotsverfahren zu unterstützen. Hier kann jede und jeder den Text lesen: https://toni-schuberl.de/aktuelles-1/ueber-mich/publikationen/aus-worten-werden-taten-ein-braunbuch