Wunsiedel, im Herbst 2025:
„Wer die Welt verstehen will, muss den Wald betreten“ und „der Wald ist auch die beste Therapie“, lauten alte Weisheiten. Aber es ist auch eine unumstrittene Tatsache, dass es dem Wald selbst zurzeit nicht gerade gut geht. Genau zu diesem Thema hatte der Kreisverband Wunsiedel von „BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN“ am 28.10.2025 zu einem Diskussionsabend in das Luisenburg-Resort in Wunsiedel eingeladen. Moderator Matthias Henneberger und GRÜNEN-Kreisvorsitzende Brigitte Artmann begrüßten hierzu Niklas Wagener (Bundestagsabgeordneter und u.a. waldpolitischer Sprecher der GRÜNEN), Fred Terporten-Löhner (Förster und Servicestellenleiter bei den Bayerischen Staatsforsten), Nina Ledermüller (AELF Bayreuth-Münchberg, Försterin und Revierleiterin) sowie Doris Schieweck als Privatwaldbesitzerin.
„Wie geht es dem Wald im Landkreis Wunsiedel, müssen wir uns Sorgen machen, und welche aktuellen Herausforderungen gibt es?“, lauteten die Eingangsfragen an die Diskussionsrunde.
„Meinem Wald geht es nicht gut, der Borkenkäfer macht mir große Sorgen. Ich werde es leider nicht mehr erleben, dass daraus wieder ein gesunder Wald wird“, informierte Doris Schieweck die Anwesenden. Hoffnung machte hier Nina Ledermüller: „Die Staatswaldflächen werden professionell bewirtschaftet. Man will den Wald in einen Mischwald umbauen. Es sickert langsam durch, dass das Fichtelgebirge nicht aus reiner Fichte bestehen kann“. Fred Terporten-Löhner sah etwas mehr Herausforderungen als seine Vorrednerin: „Das, was wir sehen, ist nicht der Wald, den wir vor 100 Jahren hatten. Dem Wald geht es schlecht. Je wärmer es wird, desto mehr leidet die Fichte, und 30 Prozent der Bäume haben bereits eine Kronenverlichtung.“ MdB Niklas Wagener zog hier einen Vergleich mit den Wäldern in seiner Heimatregion Aschaffenburg und dem Frankenwald: „Da gibt es ganze Regionen mit Mondlandschaften und kahlen Hängen. Im Vergleich dazu sieht es im Fichtelgebirge ganz gut aus. Wir müssen überall das Risiko streuen und auf viele Baumarten setzen. Die Fichte ist ein Risiko.“
„Sind die Wälder in unserer Region angesichts des Klimawandels gut gerüstet für die Zukunft, und was ist beim Waldumbau zu beachten, damit unsere Wälder fit für die Zukunft sind?“, lautete eine weitere Frage an das Podium. Doris Schieweck berichtete, dass sie angefangen habe, freie Flächen aufzuforsten. Nach ihren Worten hat sie bereits Buchen, Eichen, Birken, Pappeln, Douglasien, Lärchen, Linden und sogar Esskastanien getestet. Nina Ledermüller erklärte, dass eine Streuung grundsätzlich sinnvoll ist: „Bei vielen Baumarten ist das Risiko eines Totalausfalls deutlich geringer als bei einer Monokultur.“ Aber Sorgen mache ihr das Rehwild, das sich sehr gut vermehrt und für viele Schäden an den Jungbäumen verantwortlich ist. Fred Terporten-Löhner riet von Buntmischungen aus allzu vielen Baumarten ab, da zu viele Baumarten auf einer Fläche Konkurrenz untereinander haben und sich gegenseitig den Platz streitig machen können. „50 Prozent der Hegegemeinschaften haben Wildverbiss, und ohne intensive Jagd wird der Waldumbau nicht gelingen“. Der Förster sähe es vorteilhaft, wenn die Hegegemeinschaften auch selbst jagen würden, denn diese haben großes Interesse daran, dass es dem Wald gut geht.
Auf die Abschlussfrage „Wie sieht der Wald im Landkreis Wunsiedel in 100 Jahren aus?“ gab es unterschiedliche Sichtweisen. Niklas Wagener beschrieb die Waldpolitik von „BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN“. „Wir setzen uns ein für Nationalparks in Bayern, in der sich die Natur frei entwickeln kann“. Nach seinen Worten sind 95 Prozent der Fläche bewirtschaftete Waldfläche. Er zeigte sich als großer Befürworter von Holz aus heimischem Holzhandwerk. „Ich würde mich sehr freuen, wenn mehr Menschen ihre Möbel beim heimischen Handwerker kaufen, anstatt bei Ikea. Zudem haben sich die GRÜNEN dafür eingesetzt, dass Holz für die Wärmegewinnung verwendet wird, und eine Holzheizung ist immer besser als eine Öl- oder Gasheizung“. Fred Terporten-Löhner forderte dazu auf, die Waldnutzung weiterhin zu fördern: „Wenn wir den Wald nicht selbst nutzen, dann wird es vielleicht von anderen Ländern gemacht. Dafür braucht es die Forstwirtschaft“. Beispiele für sinnvolle Holznutzung sind die Sägewerksindustrie, die Verwendung von heimischem Holz in der Möbel- und Bauindustrie und die Nutzung von Holzabfällen für die Wärmegewinnung. Er mahnte eine waldfreundliche Politik an: „In 100 Jahren sieht unser Wald auf jeden Fall ganz anders aus als heute“.
Brigitte Artmann berichtete zum Schluss von ihren eigenen, sehr positiven Erfahrungen, wenn man eine Wärmepumpe und eine Holzheizung zusammen für das Wohnhaus nutzt. Dies wurde auch von Niklas Wagener als eine gute Kombination angesehen. Nach zwei Stunden ging der informative Diskussionsabend dann schließlich zu Ende.
Originaltext von Michael Meier, überarbeitet von Matthias Henneberger