Was bedeutet der Klimawandel für den Gemündener Stadtwald und die Forstwirtschaft?

Foto: Waldexkursions-Gruppe unter Leitung der Botanikerin Katja Oehlschlägel (ganz links). Fotograf: Gerhard Kraft

Die grüne Gemündener Ortsgruppe organisierte am 15. August eine öffentliche Waldbegehung am Harras, im Gemündener Stadtwald. Es machten sich 25 Personen unter der Leitung von Katja Oehlschlägel (Botanikerin) auf den Weg, um den Stadtwald kennenzulernen und hautnah einige Besonderheiten zu erleben.
Von der Harras Hütte ging es auf Waldwegen den Berg hinauf bis zur Harras Wiese und von dort weiter bis zu einem Feuchtbiotop als weitesten Punkt der Waldbegehung.

Der Gemündener Stadtwald liegt am nord-östlichen Rand des Spessarts, der das größte zusammen­hängende Mischwaldgebiet in Deutschland ist. Der Stadtwald ist 1.800 ha groß und ist ein Wirtschafts­wald, er wird bereits seit mehr als 20 Jahren zu einem immer artenreicheren, möglichst klimaresilienten Wald umgebaut. Holzertrag und geregelte Jagd entsprechen dem Pflegekonzept „Wald vor Wild“ und sind Teil der ökologisch nachhaltigen Waldwirtschaft. So dient der Wald gleichzeitig dem Naturschutz, der Sicherung des Trinkwassers und der Erholung.

Der Laubbaumbestand wird durch Eiche 34 % und Buche 31 % dominiert. Als ergänzende Laubholzarten werden orientalische Buche, Esskastanie, amerikanische Rot-Eiche und Baumhasel gepflanzt. 30% Nadel­holzarten (Fichte, Kiefer, Lärche, Tanne, Douglasie) sollen erhalten bleiben, wobei der Fichtenanteil durch den steigenden Borkenkäferbefall zurückgeht – dem Fichtensterben kann quasi zugeschaut werden.

Geeignete Nadelbäume sind Weißtanne und Douglasie, die aus unterschiedlichen Herkunfts­ländern für die Waldverjüngung herangezogen werden. Bei einer Bestandserhebung wurden vor 10-12 Jahren im Stadtwald 240 Tannen gezählt. Durch die Waldumbaumaßnahmen – wobei der Forstbetrieb auch durch ehren­amtliche Helfer unterstützt wird – wurde der Tannenbestand auf über 20.000 Bäume gesteigert.

Auch der Wildbestand ist ein wichtiger Faktor für einen effizienten Waldumbau. Zum einen hilft die ge­zielte Wildentnahme durch die Jagd, zum anderen sind zusätzliche Schutzmaßnahmen gegen zu starken Wildverbiss notwendig. Um den Schutz der Bäume zu gewährleisten, werden Plastikclipse über die oberste Triebspitze der Jungbäume gesteckt. Die Tannenspitze wächst im Laufe des Jahres nach oben aus dem Clips heraus, weshalb die Clipse immer wieder neu positioniert werden müssen. Zusätzlich werden die Setzlinge mit aufgelöstem Schafsfett besprüht, dessen Geruch die Rehe ebenfalls vom Verbiss abhält.

Die Pflege und Gestaltung des Waldes durch die Forstwirtschaft ist ein wichtiger Beitrag für die nachhaltige ökologische Nutzung, den Erhalt und die Weiterentwicklung der Wohlfühloase Wald und zur Bekämpfung des Klimawandels durch einen stabilen, effizienten Kohlenstoffspeicher.

Wer einen persönlichen Beitrag zur Umgestaltung des Stadtwaldes leisten möchte, kann ehren­amtlich ab der zweiten Septemberhälfte nach einer kurzen Unterweisung in einem kleinen Team den Verbissschutz der Nadelbäume erneuern und/oder im nächsten Jahr ab ca. Januar/Februar beim Pflanzen der neuen Setzlinge mitmachen. Frische Luft und ein Erfolgserlebnis sind garantiert. Näheres ist zu erfragen bei Katja Oehlschlägel, Mobil: 01756980321.