Grüne verabschieden Resolution für einen 3. bayrischen Nationalpark in Unterfranken
Bündnis 90/Die Grünen Unterfranken - Position 3. Nationalpark Unterfranken
Bündnis 90/Die GrünenBezirksverband Unterfranken
Beschluss der Bezirksversammlung am 25.3.2017 in Ochsenfurt:
Mehr Naturschutz in
Spessart, Steigerwald & Rhön - für einen 3. bayerischen
Nationalpark in Unterfranken
Die Grünen in Unterfranken unterstützen die Einrichtung eines 3. bayerischen Nationalparks in
Unterfranken.
Unterfranken bewahrt mit Rhön, Spessart und Steigerwald drei grüne Naturschätze, die eines
Nationalparks würdig sind. Die Buchenwälder in Spessart und Steigerwald haben für Deutschland eine
herausragende Bedeutung als besonderer Natur- und Lebensraum und sind besonders gut als unterfränkischer
Nationalpark geeignet. Die Rhön hat bereits mit dem Biosphärenreservat gezeigt, dass Naturschutz und
regionale Entwicklung sich gegenseitig fördern.
Gute Argumente für einen dritten Nationalpark in Unterfranken
Bayern hinkt deutlich hinter der nationalen und internationalen Biodiversitäts-Strategie her - es gibt also
auch aus naturschutzfachlicher Sicht ein deutliches Defizit in der Größe der unter Schutz gestellten
Landfläche.
Ein Nationalpark in Rhön, Spessart oder Steigerwald wird ausschließlich auf staatlichen Flächen
ausgewiesen. Private oder kommunale Wälder in Unterfranken müssen nicht in einen Nationalpark
einbezogen werden. Die Verantwortung für den Erhalt unseres Naturerbes in Unterfranken sollte uns
10.000 Hektar Nationalpark wert sein (Bayerischer Spessart: 171.000 Hektar - davon Staatsforst 42.000
Hektar; Rhön 155.000 Hektar; Steigerwald 128.000 Hektar - davon Staatsforst 17.500 Hektar). In allen drei
Gebieten kann ein Nationalpark auf Flächen im Staatseigentum verwirklicht werden werden.
Ein Nationalpark in Rhön, Spessart oder Steigerwald wird dabei nur auf einem kleinen Teil staatlicher
Flächen des Gesamtgebietes ausgewiesen. Dabei wird zunächst das Gebiet als Nationalpark ausgewiesen,
dass lt. Machbarkeitsstudie die beste Umsetztbarkeit aufweist. Die mit einem Nationalpark verbundenen
Einschränkungen betreffen ausschließlich staatliche Flächen. Diese Einschränkungen werden durch eine
zusätzliche regionale Wertschöpfung, die durch einen Nationalpark entstehen wird, mehr als ausglichen, wie
die Erfahrungen in bereits existierenden Nationalparks in Deutschland zeigen.
Ein Nationalpark erhöht die Attraktivität einer Region, lockt naturverbundene Besucher und Gäste in die
Region und wird durch den Staat mit Millionenbeträgen für die Entwicklung der Infrastruktur gefördert. Ein
Nationalpark schafft Arbeitsplätze in den Bereichen Naturschutz, Bildung, Wissenschaft und Tourismus. Die
deutschlandweite Bekanntheit der Region wird durch einen Nationalpark deutlich größer. Ein Nationalpark
gibt Impulse für eine Verbesserung des öffentlichen Verkehrsangebots in der Region und weitere
Infrastrukturen, von denen die gesamte Bevölkerung der jeweiligen Region profitiert. Naturschutz und
regionale Entwicklung sind keine Alternative, sondern ergänzen sich. Ein unterfränkischer Nationalpark
wird auch zu einem wirtschaftlichen Erfolg, wie die Entwicklung in den Regionen anderer Nationalparks
nicht nur in Bayern deutlich zeigt.
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Bündnis 90/Die Grünen Unterfranken - Position 3. Nationalpark Unterfranken
Grüne fordern ein faires und transparentes Auswahlverfahren
Bei der Entscheidung für oder gegen einen Nationalpark muss die Frage der naturschutzfachlichen Eignung
an erster Stelle stehen. Die Bevölkerung, die Verbände und die örtliche Wirtschaft müssen einbezogen
werden in die Diskussion, auf Basis von Fakten. Die Kriterien für die Entscheidung über den Standort des
dritten Nationalparks in Bayern müssen im Voraus unter Beteiligung von Naturschutzverbänden und
Experten erarbeitet und im Bayerischen Landtag diskutiert und transparent gemacht werden.
Hinterzimmerentscheidungen nach dem Kriterium „Wer hat den besten Draht nach München?“ oder nach
dem Gusto örtlicher CSU-Größen lehnen wir ab.
In der Vergangenheit hat sich die Staatsregierung nicht aktiv am Dialog über die Ausweisung eines
Nationalparks vor Ort beteiligt, sondern die einzelner CSU-Akteure vor Ort unwidersprochen hingenommen.
Damit muss Schluss sein! Die Staatsregierung muss anhand fachlicher und transparenter Kriterien
entscheiden und darf die Regionen nicht gegeneinander ausspielen. Wir fordern, über die Chancen, die
Bedingungen und die Gestaltungsmöglichkeiten eines Nationalparks aufzuklären und die Diskussion mit der
Bevölkerung zu suchen. Das unterfränkische Naturerbe, die drei Gebiete Rhön, Spessart und Steigerwald,
erfüllt die Kriterien als Nationalpark. Für alle drei Regionen wäre die Einstufung als Nationalpark eine große
Entwicklungschance für die jeweilige Region.
Wir Grüne wollen eine offene Debatte über alle drei Gebiete. Wir können uns eine Ausweisung in allen
drei Gebieten vorstellen, Ergebnis des Dialogs können aber auch unterschiedliche Schutzkonzepte für die
jeweiligen Regionen sein.
Steigerwald ins Auswahlverfahren aufnehmen!
Die Grünen in Unterfranken kämpfen seit Jahren Seite an Seite mit den Naturschutzverbänden und
engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus dem Steigerwald für einen Nationalpark Steigerwald. DieÜberlegungen, wie ein solcher Nationalpark aussehen könnte, sind dank des bürgerschaftlichen Engagements
weit gediehen. Wir sind überzeugt, dass der Naturpark Steigerwald aufgrund seiner naturschutzfachlichen
Eignung und Bedeutung als Buchenwald in das Auswahlverfahren für einen 3. Nationalpark in Bayern
aufgenommen werden muss und werden dies hartnäckig einfordern.
Wir werden als Grüne vor Ort die Diskussionen konstruktiv begleiten und an der Erstellung kluger
Nationalpark-Konzepte mitarbeiten. Wenn sich der Wind in Unterfranken in Richtung Naturschutz und pro
Nationalpark dreht, werden davon alle Regionen profitieren. Denn niemand wird dann mehr verstehen,
warum ausgerechnet dem Steigerwald, einem besonders geeigneten Gebiet, diese Chance von der örtlichen
CSU verwehrt wird. Je stärker die Unterstützung für Spessart und Rhön wird, desto größer sind auch die
Chancen, dass der Steigerwald wieder ins Spiel kommt. Dahin, wo er hingehört.
Wir begrüßen daher ausdrücklich, dass die Grünen im Bayerischen Landtag gegen den Willen der CSU eine
Expertenanhörung zu möglichen Standorten für einen 3. Nationalpark in Bayern durchgesetzt haben, als
Einstieg in ein offenes und faires Verfahren.
Nationalpark gemeinsam gestalten
Die Ausgestaltung eines Nationalparks, die Grenzen der Kernzone, die Planung der begleitenden und
notwendigen Infrastruktur können auf Basis internationaler Standards individuell und gebietsbezogen
geplant und festgelegt werden. Dabei geht es darum, gemeinsam in der Region mit der Staatsregierung die
„Architektur“ eines möglichen Nationalparks zu entwickeln und mit einem inhaltlichen Konzept für das
Schutzgebiet sowie Impulsen für die regionale Entwicklung zu versehen. Es ist ein „maßgeschneidertes“
Nationalparkkonzept für die Region zu entwickeln. Wie der Nationalpark aussehen wird, was dort im
Einzelnen passiert, steht nicht am Anfang fest, sondern ist Ergebnis des Diskussionsprozesses. Dabei gilt es
neben den unmittelbar an das mögliche Gebiet des Nationalparks angrenzenden Gemeinden und
Landkreisen auch Verbände und Initiativen in einem transparenten Dialogverfahren zu beteiligen.
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Bündnis 90/Die Grünen Unterfranken - Position 3. Nationalpark Unterfranken
Dialogprozess für mehr Naturschutz und regionale Entwicklung in Steigerwald, Spessartund Rhön nutzen
Dieses Dialogverfahren muss für alle drei geeigneten Gebiete in Unterfranken durchgeführt werden, selbst
wenn möglicherweise zunächst nur das bestgeeignete als Nationalpark ausgewiesen werden kann. Dennoch
sollen alle drei Gebiete, auch wenn sie nicht als Nationalpark entwickelt werden, zur Erhaltung der
Biodiversität ebenfalls großflächig geschützt und die regionale Entwicklung vorangetrieben werden. Dafür
liefert ein Dialogverfahren in der Region Ideen, Konzepte und Bausteine zur Fortentwicklung von Natur-
und Artenschutz sowie nachhaltige Impulse für die regionale Wertschöpfung und auch Argumente, welche
Schutzgebietsform die beste für das jeweilige Gebiet zum jetzigen Zeitpunkt ist. Das unterfränkische
Naturerbe mit Rhön, Steigerwald und Spessart ist gleichermaßen bedeutsam. Alle drei Gebiete brauchen
zusätzliche Schutz und Perspektiven für die Zukunft.
Forstwirtschaft und Nationalpark in Einklang bringen
Viele Forstleute fühlen sich mit einer Debatte um einen Nationalpark persönlich angegriffen. Sie sagen: „Wir
sind die praktisch Waldnaturschützer - wir arbeiten täglich praktisch daran.“ Viele Forstleute sind auch
engagierte Naturschützer. Mit ihrem Wissen und ihrem Engagement sehen wir sie als Partner einer Debatte
um die Gestaltung eines Nationalparks. Nicht die Arbeit der Forstleute - die oft uns Grünen sehr nahe stehen
-, sondern die knallharten wirtschaftlichen Vorgaben der Waldbesitzer zwingen oft zu einer technisierten
Waldbewirtschaftung, die die Artenvielfalt reduziert. Die selbe CSU, die einen 3. Nationalpark fordert, ist
verantwortlich für eine Wirtschaftsweise im staatlichen Wald, die den Entwicklungszielen einesNationalparks vielfach konträr entgegensteht. Das widerspricht geltendem Recht. Öffentliche Eigentümer
sind nach § 1 des Bayerischen Naturschutzgesetzes verpflichtet, ihre Grundstücke im Sinn der Ziele und
Grundsätze des Naturschutzes zu bewirtschaften. Ökologisch besonders wertvolle Grundstücke in
öffentlichem Eigentum müssen vorrangig den Zielen des Naturschutzes dienen. Das gilt schon heute, egal ob
die Fläche innerhalb oder außerhalb eines Nationalparks liegt. Darauf werden wir pochen.
Ein Nationalpark nützt niemandem, wenn die Zerschneidung und die Intensivbewirtschaftung der Wälder
außenherum weiter forciert werden.
Wir Grüne setzen uns gemeinsam mit den Forstleuten für eine naturnahe und schonende Waldwirtschaft ein,
und zwar auf allen ökologisch wertvollen Flächen, ob sie innerhalb oder außerhalb eines Nationalparks
liegen. Ein Nationalpark darf kein Alibi dafür sein, mit dem Intensivbewirtschaftung unserer Wälder
außerhalb des geschützten Gebiets fortzufahren wie bisher. Die Debatte um den Nationalpark wird die längst
notwendige Diskussion um eine naturnahe Bewirtschaftung unserer Wälder außerhalb geschützter Gebiete
auf neue Beine stellen.
Nationalpark als echtes Naturschutzprojekt – nicht als Feigenblatt für Naturzerstörung ananderer Stelle
Die CSU-Regierung hat ein erhebliches Glaubwürdigkeitsproblem in Sachen Natur- und Landschaftsschutz.
Im Denken der CSU sind Ökonomie und Ökologie immer noch Gegensätze, und am Ende zieht die Ökologie
immer den Kürzeren. Das ist so am Riedberger Horn, wo der Schutz der Alpen einem weiteren Skigebiet
geopfert werden soll, das ist genauso bei den Bewirtschaftungsvorgaben für die Bayerischen Staatsforsten,
die gnadenlos auf Holzertrag ausgerichtet sind. Wir Grüne sind überzeugt: Ökologie und Ökonomie
gehören zusammen. Naturqualität schafft auch wirtschaftlichen Wohlstand. Wir sind gegen die
Verramschung unserer wertvollen Flächen für Ertrag um jeden Preis und überörtlichen Verkehr. Wir kämpfen
für einen Naturschutz, der Werte vor Ort schafft. Wir werden es nicht zulassen, dass die Nationalparks in
Unterfranken zum Alibi für Naturzerstörung anderswo werden.